Die Jedermann-Schuhe
Die sogenannten „Jedermann-Schuhe“ gab es im Rahmen des Sofortprogramms des deutschen Wirtschaftsrates für wenige Jahre in der Nachkriegszeit – sie scheinen eine Art billiger „Volksschuh“ gewesen zu sein, hergestellt von verschiedenen Produzenten. Die ersten wurden im Herbst 1948 in den Schuhgeschäften verkauft. Vom Bundesarchiv gibt es dazu ein schönes Foto:
Hamburg, Verkauf von "Jedermann-Schuhen"
Ob auf dem nachfolgenden Foto vom Dezember 1948, auf dem die Schuhverteilung in einem Waisenhaus zu sehen ist, „Jedermann-Schuhe“ zu sehen sind, ist unklar, kann aber gut möglich sein.
Berlin, Schuhverteilung im Waisenhaus
Online scheint es zu dem Thema leider wenig zu geben. Hier ist ein (zumindest zu den Aufbaujahren) sehr interessantes Interview mit Joachim Gabor, der 1949 bei Hamburg die Gabor-Schuhfabrik gegründet hatte, in der Wirtschaftswoche:
„Ich muss Schuhe riechen“
Ein Zitat aus dem Interview über die Jedermann-Schuhe:
„Wie war das, 1949 Unternehmer zu werden?
Wir haben von früh bis spät geschuftet, unterstützt von einem guten Dutzend Mitarbeitern, ebenfalls fast alle Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands. Hergestellt haben wir den „Jedermann“-Schuh, der wie der Name schon sagt, nicht besonders individuell und modisch war, aber halt jedem irgendwie passte. 10 bis 15 Paar Schuhe haben wir pro Tag geschafft. Das hört sich wenig an, war es aber nicht, weil wir trotz Maschinen vieles per Hand fertigen mussten. Und dann hieß es ja auch noch die Schuhe verkaufen. Mit dem Fahrrad habe ich sie an Händler in der näheren Umgebung geliefert. Geschlafen haben wir auf dem Dachboden der Fabrik. Oft bin ich nachts alle zwei Stunden aufgestanden, um die fertigen Schuhe aus der Presse zu nehmen und neue einzustellen.“
Sobald jedoch die größte Not vorüber war, wollte niemand mehr die „Jedermann-Schuhe“ haben. In einem SPIEGEL-Artikel vom 14. März 1950 wird berichtet, dass der deutsche Schuhhandel im Winter 1949/50 eine „Katastrophe“ erlebte: Er blieb auf einem Großteil seiner Bestände sitzen. Zum Teil wegen des sehr milden Winters. Aber auch Schuhe mit Ledersohlen, zu denen die Jedermann-Schuhe gehörten, wollte plötzlich keiner mehr haben: Die Käufer waren im „Kreppsohlenfieber“, wie der Vorsitzende des Vereins Nordwestdeutscher Schuhgroßhändler klagte.
DER SPIEGEL 11/1950: Was freie Wirtschaft heißt
Hamburg, Verkauf von "Jedermann-Schuhen"
Ob auf dem nachfolgenden Foto vom Dezember 1948, auf dem die Schuhverteilung in einem Waisenhaus zu sehen ist, „Jedermann-Schuhe“ zu sehen sind, ist unklar, kann aber gut möglich sein.
Berlin, Schuhverteilung im Waisenhaus
Online scheint es zu dem Thema leider wenig zu geben. Hier ist ein (zumindest zu den Aufbaujahren) sehr interessantes Interview mit Joachim Gabor, der 1949 bei Hamburg die Gabor-Schuhfabrik gegründet hatte, in der Wirtschaftswoche:
„Ich muss Schuhe riechen“
Ein Zitat aus dem Interview über die Jedermann-Schuhe:
„Wie war das, 1949 Unternehmer zu werden?
Wir haben von früh bis spät geschuftet, unterstützt von einem guten Dutzend Mitarbeitern, ebenfalls fast alle Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands. Hergestellt haben wir den „Jedermann“-Schuh, der wie der Name schon sagt, nicht besonders individuell und modisch war, aber halt jedem irgendwie passte. 10 bis 15 Paar Schuhe haben wir pro Tag geschafft. Das hört sich wenig an, war es aber nicht, weil wir trotz Maschinen vieles per Hand fertigen mussten. Und dann hieß es ja auch noch die Schuhe verkaufen. Mit dem Fahrrad habe ich sie an Händler in der näheren Umgebung geliefert. Geschlafen haben wir auf dem Dachboden der Fabrik. Oft bin ich nachts alle zwei Stunden aufgestanden, um die fertigen Schuhe aus der Presse zu nehmen und neue einzustellen.“
Sobald jedoch die größte Not vorüber war, wollte niemand mehr die „Jedermann-Schuhe“ haben. In einem SPIEGEL-Artikel vom 14. März 1950 wird berichtet, dass der deutsche Schuhhandel im Winter 1949/50 eine „Katastrophe“ erlebte: Er blieb auf einem Großteil seiner Bestände sitzen. Zum Teil wegen des sehr milden Winters. Aber auch Schuhe mit Ledersohlen, zu denen die Jedermann-Schuhe gehörten, wollte plötzlich keiner mehr haben: Die Käufer waren im „Kreppsohlenfieber“, wie der Vorsitzende des Vereins Nordwestdeutscher Schuhgroßhändler klagte.
DER SPIEGEL 11/1950: Was freie Wirtschaft heißt
vsb - 4. Nov, 00:03