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Alte Schuhe

Mittwoch, 4. November 2009

Die Jedermann-Schuhe

Die sogenannten „Jedermann-Schuhe“ gab es im Rahmen des Sofortprogramms des deutschen Wirtschaftsrates für wenige Jahre in der Nachkriegszeit – sie scheinen eine Art billiger „Volksschuh“ gewesen zu sein, hergestellt von verschiedenen Produzenten. Die ersten wurden im Herbst 1948 in den Schuhgeschäften verkauft. Vom Bundesarchiv gibt es dazu ein schönes Foto:

Hamburg, Verkauf von "Jedermann-Schuhen"

Ob auf dem nachfolgenden Foto vom Dezember 1948, auf dem die Schuhverteilung in einem Waisenhaus zu sehen ist, „Jedermann-Schuhe“ zu sehen sind, ist unklar, kann aber gut möglich sein.

Berlin, Schuhverteilung im Waisenhaus

Online scheint es zu dem Thema leider wenig zu geben. Hier ist ein (zumindest zu den Aufbaujahren) sehr interessantes Interview mit Joachim Gabor, der 1949 bei Hamburg die Gabor-Schuhfabrik gegründet hatte, in der Wirtschaftswoche:

„Ich muss Schuhe riechen“

Ein Zitat aus dem Interview über die Jedermann-Schuhe:
„Wie war das, 1949 Unternehmer zu werden?

Wir haben von früh bis spät geschuftet, unterstützt von einem guten Dutzend Mitarbeitern, ebenfalls fast alle Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands. Hergestellt haben wir den „Jedermann“-Schuh, der wie der Name schon sagt, nicht besonders individuell und modisch war, aber halt jedem irgendwie passte. 10 bis 15 Paar Schuhe haben wir pro Tag geschafft. Das hört sich wenig an, war es aber nicht, weil wir trotz Maschinen vieles per Hand fertigen mussten. Und dann hieß es ja auch noch die Schuhe verkaufen. Mit dem Fahrrad habe ich sie an Händler in der näheren Umgebung geliefert. Geschlafen haben wir auf dem Dachboden der Fabrik. Oft bin ich nachts alle zwei Stunden aufgestanden, um die fertigen Schuhe aus der Presse zu nehmen und neue einzustellen.“

Sobald jedoch die größte Not vorüber war, wollte niemand mehr die „Jedermann-Schuhe“ haben. In einem SPIEGEL-Artikel vom 14. März 1950 wird berichtet, dass der deutsche Schuhhandel im Winter 1949/50 eine „Katastrophe“ erlebte: Er blieb auf einem Großteil seiner Bestände sitzen. Zum Teil wegen des sehr milden Winters. Aber auch Schuhe mit Ledersohlen, zu denen die Jedermann-Schuhe gehörten, wollte plötzlich keiner mehr haben: Die Käufer waren im „Kreppsohlenfieber“, wie der Vorsitzende des Vereins Nordwestdeutscher Schuhgroßhändler klagte.

DER SPIEGEL 11/1950: Was freie Wirtschaft heißt
Dienstag, 3. November 2009

Schuhe in der Nachkriegszeit

Vom Deutschen Bundesarchiv gibt es auf Wikimedia einige interessante Fotos aus der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland.

Das folgende Bild zeigt wenige Tage vor Weihnachten 1945 eine Schuhwerkstatt in einer Volksschule, in der aus Leder- und Stoffresten und Holzsohlen Schuhe für Schulkinder gemacht werden.

Berlin Tempelhof, Schuhwerkstatt

Hier ist ein Detailbild aus dem Jahre 1945 von Holzsohlenschuhen aus der Zeit der Not:

Schuhwerk der Nachkriegszeit

Für Kinder mit ihren rasch wachsenden Füßen gab es eine einfache Schuhlösung: Das Oberleder wurde vorne einfach abgeschnitten.

Schuhe von Kindern im Nachkriegs-Berlin 1946

Aus Mangel an Leder wurden z.B. auch Strohschuhe geflochten:

Schuhe aus Stroh 1947

Was die „Trümmerfrauen“ 1947 bei ihrer Arbeit an den Füßen trugen, sieht man hier:

Berlin, Schuhwerk von Trümmerfrauen, Bild 1

Berlin, Schuhwerk von Trümmerfrauen, Bild 2
Montag, 2. November 2009

Ein Schuhmacher im Feld, 1917

Wie Schuhmacher bei der Armee im 1. Weltkrieg gearbeitet haben, lässt das (sehr stark vergrößerbare!) Bild vom folgenden Link erahnen.

Schuhmacher vom Infanterie Bataillon Landhut, Mai 1917

Es scheint, als könnte der Schuhmacher seine gesamte Ausrüstung inklusive Tisch auf dem Rücken transportieren.
Sonntag, 1. November 2009

Knöpfhalbschuhe um 1910

Vor einiger Zeit gab’s eine interessante Ebay-Auktion mit Schuhen, die ich in dieser Form selten gesehen habe. Es sind alte Schuhe zum Knöpfen aus den USA, und zwar nicht wie üblich „ganze Schuhe“ (= Stiefeletten), sondern Halbschuhe, ca. um 1910.

Button Shoes, USA, ca. 1910

Vergleichbare Schuhe, allerdings nur für Damen, habe ich vorgestern hier gezeigt.

Dass sich dieser Schuhtyp nicht durchgesetzt hat, dürfte (auch jenseits der Mode) erklärbar sein: Er bewahrt die Nachteile des Knöpfschuhs, ohne die Vorteile des Halbschuhs zu nutzen ...

Knoepfhalbschuhe
Mittwoch, 28. Oktober 2009

Art Déco Schuhe 1925 aus England

Wunderschön farbenprächtige und golden verzierte Herrenschuhe aus England (!), die 1925 auf der „Exposition des Arts Decoratifs“ in Paris ausgestellt wurden:

Art Déco Schuhe

Man beachte auch die Länge (bzw. Kürze) des Vorderkappenbesatzes, der die Schuhe keinesfalls plump wirken lässt, im Gegenteil.
Montag, 26. Oktober 2009

Elegante Schuhe, Westafrika 1936

Wunderschöne zweifärbige Balmoral in einer interessanten und damals sicher sehr modischen Variation mit sportlich wirkender Schnürung sind auf diesem Fotos zu sehen, das 1936 an der Elfenbeinküste gemacht wurde:

Cote d'Ivoire 1936

Ein sehr eleganter Herr, der sich seiner schönen Schuhe freut!
Montag, 12. Oktober 2009

Romanus Herrenschuhe, ca. 1933, Deutschland

Vor kurzem gab es ungewöhnlich interessante Schuhe auf Ebay. Nicht nur, dass sie ungetragen waren (kommt vor), sie stammen zudem aus Deutschland, sind sehr elegant und fast 80 Jahre alt – und zwar hinreichend gut dokumentiert, mitsamt Karton.

Kommt nicht oft vor. Meist schätzen die Verkäufer das Alter falsch ein. Angesichts der Fotos hätte ich hier auch nicht unbedingt auf Schuhe aus den frühen 30er Jahren getippt. Spricht aber alles dafür. Hier ist die beendete Auktion:

Alte Lederschuhe von Romanus unbenutzt ca. von 1930

romanus4

Interessant finde ich übrigens die englische Größen- und Weitenbezeichnung in diesem deutschen Schuh.

Im Deckel des Schuhkartons gibt es eine eingeklebte Werbung von Romanus. Da nicht jeder die altdeutsche Sütterlin-Schrift lesen kann, hier der Text, soweit er auf dem Foto erkennbar ist:

Hoheitszeichen der Qualität
ist die Marke Romanus
Der Schuh der vornehmen Art

Dieser Schuh kennzeichnet Sie!

Sie legen Wert auf Beständigkeit, auf (rechte?), charakteristische Kleidung.

Mit diesem Schuh tragen Sie eine fachmännische, eine
deutsche Arbeit von besonderer Güte, Schönheit und Gediegenheit

Dadurch ist der „Romanus“-Schuh
billiger als ein billiger Schuh

Er verleugnet selbst nach längerem Tragen nie seine gute Herkunft.
Lassen Sie sich nichts „Billiges“ aufreden, es wird Sie meist teuer zu stehen kommen!

Höfer, Hockemeyer & Stadler
Aktiengesellschaft
Rosswein in Sachsen

romanus9
Donnerstag, 1. Oktober 2009

Platform Shoes und mehr ...

Seit einigen Tagen stellt das Northampton Shoe Museum sehr gut aufgenommene Bilder seiner wunderbaren Schuh-Kollektion online auf flickr.

Derzeit sind schon eine ganze Reihe Schuhe zu sehen in den Kategorien

High heels
Platform shoes
Women’s shoes
Men’s shoes


Bei den „Platform shoes“ gibt es übrigens auch einige wunderschöne alte orthopädische Schuhe, die bei extremer einseitiger Beinverkürzung getragen wurden.

Einige Schuhe sind erst gestern hochgeladen worden und noch nicht in ein flickr-Album einsortiert, wie z.B. dieser

Union-Jack-Schuh aus dem Jahre 1953 von George Webb

Um die jeweils neuesten und noch nicht sortierten Fotos vom Schuhmuseum in Northampton zu sehen, klickt man sich am besten durch den Photostream.

Leider sind dort auch viele Fotos von anderen Museen aus Northampton – aber auch die können interessant sein. Für mich sind es vor allem die Fotos vom Northamptonshire Regiment - natürlich vor allem die, auf denen auch Schuhe zu sehen sind ...

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