Sears Katalog 1934
Hier sind ein paar Schuhseiten aus dem amerikanischen Sears-Roebuck-Katalog vom Frühjahr 1934 zu sehen (zu weiteren Sears-Katalogen komme ich irgendwann später noch).
Beim ersten Link finde ich den Schuh mit der Mittelnaht sehr interessant. Keine Ahnung, wann solch eine Naht das erste Mal bei neuzeitlichen Schuhen gemacht wurde. Ihre jüngste Blütezeit hatte diese Mittelnaht wohl in den 60ern – 30 Jahre nach Erscheinen dieses Kataloges.
Beim zweiten Link sind neben den Schuhen auch die Headlines interessant:
Der dortige „Boulevard-Schuh“ entspricht ziemlich genau auch der heutigen Vorstellung eines zeitlos eleganten Herrenschuhes.
Der „College Campus-Schuh“ wird hier eindeutig jünger und weniger formell positioniert. Dass er „jünger“ wirkt, würde ich nicht unbedingt unterschreiben, aber er wirkt deutlich informeller: mit offener Schnürung (was in Wien auch zum Opernball noch ok geht), mit sichtbaren Metallösen in den Schnürungslöchern, breiteren Nähten und „schmückenden“ Ziernähten – das muss wohl etwas für die (noch nicht allzu ...) rebellische Jugend sein.
Der „Hotel-Schuh“ (= Spectator/Co-respondent) dürfte auch heute noch in jeder Hotel-Lounge die Augen auf sich ziehen. Auf dem Kontinent hätte man ihn wohl „Promenaden-Schuh“ genannt, aber in den USA scheint das Sehen-und-gesehen-werden in den Hotels wichtiger (gewesen) zu sein.
Beim dritten Link haben wir eine weitere interessante Seite vor uns – ok, mit langweiligen Schuhen. Aber hier wird (in einem Versandhauskatalog für „die breite Masse“, Hinz & Kunz, Herr & FrauÖsterreicher Ami, Pat & Patachon, usw.) ansatzweise erklärt, worauf es bei guten Schuhen ankommt.
In der linken Spalte geht’s um das Leder: proper ageing / slow tanning / finer quality – sie brauchen nur 6 Schlagworte (und gönnen sich dazu 3 Kurztexte), um eine gute Qualität zu vermitteln.
Oben in der Mitte wird die solide Stahlfeder gezeigt: kein schmales Billigprodukt (wie heute so oft, sofern es überhaupt da bzw. erwähnenswert ist), sondern eine breite und starke Feder, eines Arbeitsschuhs würdig.
Und unten rechts schließlich der Hinweis auf „Genuine Goodyear Welts“ – selbst wenn man nicht weiß, was das ist, hört es sich wohl recht gut an. Und es dürfte sich auch um „echtes“ goodyear-welting handeln.
Bei den Schuhen auf dieser Seite verdienen die schön „durchlöcherten“ Sattelschuhe unten wohl Beachtung.
Übrigens ist es interessant, die Sears-Preise von 1934 mit denen der teureren Florsheim-Schuhe von 1938 (siehe hier) zu vergleichen. Es gab in den wenigen Jahren meines Wissens nach keine nennenswerte Inflation in den USA.
Beim ersten Link finde ich den Schuh mit der Mittelnaht sehr interessant. Keine Ahnung, wann solch eine Naht das erste Mal bei neuzeitlichen Schuhen gemacht wurde. Ihre jüngste Blütezeit hatte diese Mittelnaht wohl in den 60ern – 30 Jahre nach Erscheinen dieses Kataloges.
Beim zweiten Link sind neben den Schuhen auch die Headlines interessant:
Der dortige „Boulevard-Schuh“ entspricht ziemlich genau auch der heutigen Vorstellung eines zeitlos eleganten Herrenschuhes.
Der „College Campus-Schuh“ wird hier eindeutig jünger und weniger formell positioniert. Dass er „jünger“ wirkt, würde ich nicht unbedingt unterschreiben, aber er wirkt deutlich informeller: mit offener Schnürung (was in Wien auch zum Opernball noch ok geht), mit sichtbaren Metallösen in den Schnürungslöchern, breiteren Nähten und „schmückenden“ Ziernähten – das muss wohl etwas für die (noch nicht allzu ...) rebellische Jugend sein.
Der „Hotel-Schuh“ (= Spectator/Co-respondent) dürfte auch heute noch in jeder Hotel-Lounge die Augen auf sich ziehen. Auf dem Kontinent hätte man ihn wohl „Promenaden-Schuh“ genannt, aber in den USA scheint das Sehen-und-gesehen-werden in den Hotels wichtiger (gewesen) zu sein.
Beim dritten Link haben wir eine weitere interessante Seite vor uns – ok, mit langweiligen Schuhen. Aber hier wird (in einem Versandhauskatalog für „die breite Masse“, Hinz & Kunz, Herr & Frau
In der linken Spalte geht’s um das Leder: proper ageing / slow tanning / finer quality – sie brauchen nur 6 Schlagworte (und gönnen sich dazu 3 Kurztexte), um eine gute Qualität zu vermitteln.
Oben in der Mitte wird die solide Stahlfeder gezeigt: kein schmales Billigprodukt (wie heute so oft, sofern es überhaupt da bzw. erwähnenswert ist), sondern eine breite und starke Feder, eines Arbeitsschuhs würdig.
Und unten rechts schließlich der Hinweis auf „Genuine Goodyear Welts“ – selbst wenn man nicht weiß, was das ist, hört es sich wohl recht gut an. Und es dürfte sich auch um „echtes“ goodyear-welting handeln.
Bei den Schuhen auf dieser Seite verdienen die schön „durchlöcherten“ Sattelschuhe unten wohl Beachtung.
Übrigens ist es interessant, die Sears-Preise von 1934 mit denen der teureren Florsheim-Schuhe von 1938 (siehe hier) zu vergleichen. Es gab in den wenigen Jahren meines Wissens nach keine nennenswerte Inflation in den USA.
vsb - 9. Okt, 16:58