Sonntag, 20. September 2009

Katalog Hermes Schuhpalast 1933, Teil 6

Jetzt kommen wir zu den klassischen Herrenschuhen – drei Seiten mit Halbschuhen, zwei Seiten mit hohen („ganzen“) Schuhen. Schöne klassische Modelle.

Auf S. 18 sind die Schuhe allesamt mit etwas breiterer Spitze ausgeführt, wie es sie heute bei klassischen Modellen zwar selten, aber doch gibt. Glatt, mit rundem, dreieckigem oder rautenförmigen Brogueing – wie’s einem gefällt.

Verwendet ein Schuhhersteller heute z.B. ein rautenförmiges Brogueing, wird er als sensationeller Innovator gefeiert – das Gegenteil ist der Fall, streng genommen ...

schuhpalast_18

Auf der nächsten Seite gibt’s zwei Schuhe „in der beliebten schlanken Form“ – ziemlich zeitlos. Die Leder-Lack-Kombi beim unteren Schuh wirkt auf mich etwas eigenartig verspielt, zeigt aber wohl den Versuch, aus der klassischen Formensprache auszubrechen.

schuhpalast_19

Weitere Variationen folgen auf der nächsten Seite: „eingebauter Gummiabsatz“ beim ersten Schuh, ein sehr feines Brogueing bem dritten Schuh.

schuhpalast_20

Die hohen Herrenschuhe dieser Art scheinen sich Jahrzehte davor und danach vom Design her kaum verändert zu haben. Den ersten Schuh gab es gegen Aufpreis auch mit Lederfutter, standardmäßig dürfte es Drell (Baumwolle bzw. Stoffmischung) gewesen sein.

schuhpalast_21

Auf der nächsten Seite wird der dritte Schuh mit den Worten „in der neuen breiten Form“ angepriesen. Könnte also sein, dass diese Spitzenform in breiterem Karree noch nicht lange populär war. Andererseits haben sich die Formen immer abgewechselt, oft gab’s vieles nebeneinander – nicht anders als heute.

schuhpalast_22

Tja ... und, was fehlt?

Der klassische Wiener Schuh ... oder was man heute dafür hält.

Schuhe auf Wiener (oder gar „Altwiener“) Leisten sehe ich hier nicht wirklich. Auch andere und verwandte Schuhe bzw. Modelle fehlen. Die typische leichte Bananenform: Fehlanzeige. Klassische Budapester mit ihrer charakteristischen Nase: null. Auch glatte geschlossene Schuhe (Oxfords) scheinen kaum nachgefragt worden zu sein - im Katalog gibt's nur ein Modell. Den glatten offenen Schuh (Derby), neben dem Theresianer seit Jahrzehnten der klassische Wiener Standardschuh: gibt's hier nicht. Und die heute so beliebten halbformellen Norweger scheint es damals auch eher nicht gegeben zu haben. Nach Monks und Raulederschuhen braucht man gar nicht erst zu schauen. Auch geprägtes Leder wie Scotchgrain sucht man hier vergebens, und Schuhe aus Pferdeleder wollte wohl eh keiner.

Das, was heute für viele den „traditionellen“ Wiener Schuh ausmacht, dürfte wohl eine Nachkriegserfindung sein – in Erinnerung an die gute alte Zeit, die es nie gegeben hat.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Ein paar Worte ...

Archiv

September 2009
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
15
 
 
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Kleine Störungsmeldung
Seit gestern funktioniert das neue deutsche Schuhforum...
vsb - 4. Dez, 11:25
www.newsaboutshoes.eu
Falls sich jemand wundert, warum er das neue "News...
vsb - 12. Nov, 00:48
Neues Schuhforum ist...
Seit gestern ist ein neues Schuhforum in deutschsprachigen...
vsb - 6. Nov, 00:35
Moosonee: Nachricht vom...
Bisher hatte ich das Ende der Welt irgendwo hinter...
vsb - 5. Nov, 00:07
Die Jedermann-Schuhe
Die sogenannten „Jedermann-Schuhe“ gab es im Rahmen...
vsb - 4. Nov, 00:07

Suche

 

Status

Online seit 5521 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 27. Feb, 14:34

Credits

Kontakt

vsb1 [at] gmx [dot] at

Aktuell: Newsaboutshoes
Alte Kataloge: diverse
Alte Kataloge: Hermes
Alte Schuhe
Alte Zeiten
Moderne Zeiten
Nebensächlichkeiten
Reiseberichte
Schuhherstellung
Schuhzubehör
Weltuntergang
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren